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"An einer Seite Prosa wie an einer Bildsäule arbeiten" sagt Nietzsche - mir liegt Textiles Gestalten mehr. Nun habe ich ein Buch gehäkelt, das Ende April 2010 im Heise-Verlag erschienen ist. Wenn wir uns wirklich auf dem Weg in eine "Überwachungsgesellschaft" befinden - wie wird diese aussehen? Wenn immer mehr personenbezogene Informationen zur Verfügung stehen - verschieben sich dadurch die Machtverhältnisse in den Behörden, im Büro und in der Fabrik? Wie wird ein Datenbank-Staat den Bürgern gegenüber treten, der seine verstreuten Informationssammlungen vernetzt, um "zu wissen, was er weiß"? Und schließlich - bremst der "Datenschutz" das Entstehen einer autoritären "Infokratie" ab oder moderiert er sie nur? Um diese (und noch ein paar andere) Fragen geht es also in "Datenschatten - Auf dem Weg in die Überwachungsgesellschaft?"
Leseprobe 1: Ein verbreitetes,aber diffuses Unbehagen" Haben wir wirklich nichts zu verbergen? Überwachung rückt immer näher an die Bevölkerung heran, sie wird flächendeckend: Ein Gerät, dass die Durchsuchten nackt bis auf die Haut darstellt. Eine Software, die buchstäblich alle Information auswertet, um »verdächtiges Verhalten« zu erkennen. Die Dokumentation jedes Telefonats und jeder E-Mail der ganzen Bevölkerung. Kein Wunder, dass es immer mehr Menschen schwerfällt zu glauben, das alles habe nichts mit ihnen zu tun.
Leseprobe 2: "Jemand mußte Jürgen T.s Datenbank-Einträge vernetzt haben ..." Jürgen T. holte tief Luft: Jedes Mal, bevor er die Räume von MyGovernment betrat, musste er sich zusammennehmen, um nicht gleich wieder die Flucht zu ergreifen. Schon seit drei Jahren war er arbeitslos, über vierzig Jahre alt und ein gelernter Automechaniker – wo sich doch kaum jemand noch Benzin leisten konnte und Autos wieder zu einem Luxusobjekt geworden waren wie früher!
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