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Studenten in Zimbabwe protestieren gegen Verzehnfachung ihrer Studiengebühren
(23. Februar 2006)

Am Montag, der 20. 2. 2006, traten die Studenten in Bulawayo in Zimbabwe in Streik. Seitdem boykottieren sie die Vorlesungen und andere Veranstaltungen, um gegen die Erhöhung der Studiengebühren von 1,6 Millionen Zimbabwe Dollar auf 30 Millionen (ungefähr 30 Euro) pro Semester zu protestieren. Schon letzte Woche war an den staatlichen Universitäten in Zimbabwe wegen zahlreicher Proteste kein Unterricht mehr möglich. Einer Internetzeitung sagte ein Student aus Bulawayo: „Hier geht bis auf weiteres gar nichts, bis unsere finanziellen Schwierigkeiten gelöst werden!“ Schon vergangenen Mittwoch kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und einer Gruppe Studenten, die Scheiben und Einrichtung des Verwaltungsgebäude der National University for Science and Technology zerstörten.
Die Opposition gegen Präsident Robert Mugabe, vor allem die Partei Movement for Democratic Change, beeilte sich, den protestierenden Studenten ihre Solidarität auszusprechen. Deren Prostest entzündete sich allerdings weniger an Robert Mugabes Führungsstil als an der plötzlichen und ungeschickt durchgeführten Durchsetzung der Maßnahme: erst im Januar erfuhren die Studierenden, dass sie künftig bis zu zehnmal soviel wie zuvor zahlen sollen. Mittlerweile organisiert die Zimbabwe Nation Students Union (ZINASU) Demonstrationen und Versammlungen; die ersten Proteste fanden dagegen spontan statt.
Die Hochschulen des Landes haben sich in den vergangenen Jahren zu einem Auffangbecken entwickelt. Zimbabwe hat die wenigsten Analphabeten in Afrika unterhalb der Sahara (knapp 10 Prozent), selbst in Südafrika sind es mehr (14 %). Die Zahl der Studenten ist in den letzten Jahren massiv gewachsen, von den 13 Millionen Einwohnern studieren über eine halbe Million. Das hat soziale Gründe: in den frühen 90er Jahren ist die industrielle Produktion Zimbabwes eingebrochen, und der Zuzug in die Städte hält unvermindert an. Studieren ist für viele Zimbabwer die einzige Alternative zur Arbeitslosigkeit und oft eine Vorbereitung für den Wegzug ins Ausland.
Nun versucht die Regierung, die Ausweitung der tertiären Bildung, die oft in privaten Colleges stattfindet, zurückzudrängen. 2004 verabschiedete sie eine Reihe von Maßnahmen unter dem Titel Education Qualitity, Not Quantity (EQQ). Die Minister für Hochschulbildung Herbert Murerwa nannte die Maßnahmen damals „nötig, damit unsere Abschlüsse ihren Wert und ihre Glaubwürdigkeit behalten.“

 


Mit diesem Text eröffene ich eine Reihe von Berichten über soziale Kämpfe an den Universitäten weltweit. Ausgangspunkt ist die Erwartung, daß diese sich in den nächsten Jahren häufen werden. Einen Eindruck von der Ausweitung der tertiären Bildung gibt diese UN-Statistik:

Tertiäre Bildung

Auch in der Vergangenheit hat die Ausweitung von Hochschulbildung zu gesellschaftlichen Erschütterungen geführt, besonders dann, wenn auf einen bedeutenden Teil der Studierenden die Arbeitslosigkeit beziehungsweise eine Tätigkeit wartet, die nicht ihrem Ausbildungsniveau entspricht. Die Bildung einer weltweiten Reservearmee mit Kenntnissen wie Computerbedienung, Beherrschung einer der globalen Sprachen etc., die wir seit Mitte der 90er Jahre erleben, wird nicht reibungslos von statten gehen. Die Konflikte entzünden sich an der Ausstattung der Universitäten, an der Höhe von staatlichen Zuschüssen und Gebühren, sehr selten an den Lerninhalten.